Durch zahlreiche Projekte, die, z.T. auch außerhalb Deutschlands stattfanden und stattfinden und die mittlerweile weltweite Vernetzung, viele persönliche Kontakte und entstandene Verbindungen interessierter Gruppen und Mitarbeiter, habe ich ‚verbindend’ parallel und immer persönlich Wünsche gesammelt und diese wie ein Medium , angefertigt.
220 davon waren bereits bei einer Installation in Basel montiert, diese habe ich nach der Demontage abgenommen und restauriert.
Die Frage, was Wünsche eigentlich bedeuten, brachte mich zur theoretischen Auseinandersetzung damit.
Die Trauerweide in Velbert war über zwei Jahre fast unbeschadet umhüllt und nun recht blass und reparaturbedürftig geworden.
Auf der Suche nach einem geeigneten Platz erschien mir eine Neuinstallation/Transformation am bereits schon einmal umhüllten Baum sehr passend. Der achtsame Umgang mit bereits Vorhandenem schien mir für eine Weiterentwicklung geeignet.
Alle bisherigen Wünsche bilden nun wiederum einen Zusammenschluss, oder ein Gewebe, weltweit.
Interessant erschien mir die sich immer wiederholende Richtung der Wünsche, letztlich geht es um Liebe, d.h. deren Definition. Der Baum ist nun wie ein Buch am Baum...
Zitate von Erich Fromms ‚Kunst des Liebens‘ versuchen eine Verbindung herzustellen.
Ich bin sehr gerührt darüber, was mir anvertraut wurde und wird, wie sehr Grenzen verschwinden, wenn auf ‚basics‘ zurückgegriffen wird, wie sehr deutlich wird, dass eigentlich vieles mit der persönlichen Entwicklung eines jeden Einzelnen beginnt und wie viel Freude es bereiten kann, wenn man hinschaut.
220 Wünsche (über mehrere Jahre und an vielen verschiedenen Orten gesammelt) der Installation basel farARTig verstrickt, die an den Ufern der Münsterfähre angebracht waren, habe ich abgenommen, restauriert und nun in Velbert angebracht.
Währenddessen kamen neue hinzu, aus Kanada, Finnland, Norwegen, Italien... Besonderer Dank an Wolfgang Bauer-Steinkemper, der 10 Wünsche von Hof Sondern, Wuppertal schickte, an Ilka Lembeck, deren Klasse, der Gemeinschaftsgrundschule Sontumer Straße in Velbert, das Projekt mit 22 gesammelten Wünschen unterstützte und Martha Nekolla, die von der Grundschule Dachau-Ost 18 Wünsche zu mir schickte.
Zwischen beschriebenen Wünschen finden sich leere Stoffstreifen - Platzhalter für die eigene Vorstellung...
Am 9. und 10. Oktober 2013 wurde montiert. Die Stadt Velbert (Danke besonders auch an an Herrn Dennis Schieferstein, der sofort die Unterstützung zusagte und an die beiden Helfer Thorsten Wieder und Dominik Seeger, ohne die die Montage nicht möglich gewesen wäre) unterstützt das Vorhaben.
Vielen herzlichen Dank vor allem auch an die vielen Menschen, deren Wünsche ich anfertigen und verbinden durfte.
Auszüge:
Erich Fromm „Die Kunst des Liebens“Ullstein, 1980, Frankfurt/Main
In Wirklichkeit aber ist (...) die konzentrierte Meditation die höchste Aktivität, die es gibt, eine Aktivität der seele, deren nur der innerlich freie, unabhängige Mensch fähig ist. (32)
Talmud: „ Wer ein einziges Leben rettet, hat gleichsam die ganze Welt gerettet; wer ein einziges Leben zerstört, hat damit gleichsam die ganze Welt zerstört.“ (25)
Die fundamentalste Art von Liebe, die allen anderen Formen zugrundeliegt, ist die Nächstenliebe. Damit meine ich ein Gespür für Verantwortlichkeit, Fürsorge, Achtung und „Erkenntnis“, das jedem anderen Wesen gilt, sowie den Wunsch, dessen Leben zu fördern. (58)
Liebe zu meinem Selbst ist untrennbar mit der Liebe zu allen anderen Wesen verbunden. (71)
Echte Liebe ist Ausdruck inneren Produktivseins und impliziert Fürsorge, Achtung, Verantwortungsgefühl und „Erkenntnis“. Sie ist kein „Affekt“ in dem Sinn, dass ein anderer auf uns einwirkt, sondern sie ist ein tätiges Bestreben, das wachstum und das Glück der geliebten Person zu fördern. Dieses Streben aber wurzelt in unserer eigenen Liebesfähigkeit. (71)
Einen Menschen lieben heißt alle Menschen als solche lieben. Jene „Arbeitsteilung“, von der William James spricht, bei der man die eigene Familie liebt, aber kein Gefühl für den „Fremden“ hat, ist Zeichen dafür, dass man im Grunde zur Liebe nicht fähig ist. (72)
Der Selbstsüchtige interessiert sich nur für sich selbst, er will alles für sich, er hat keine Freude am Geben, sondern nur am Nehmen. Die Außenwelt interessiert ihn nur insofern, als er etwas für sich herausholen kann. Die Bedürfnisse anderer interessieren ihn nicht, und er hat keine Achtung vor ihrer Würde und Integrität. Er kann nur sich selbst sehen; einen jeden und alles beurteilt er nur nach dem Nutzen, der er davon hat. Er ist grundsätzlich unfähig zu lieben. (72)
Es stimmt zwar, dass selbstsüchtige Menschen unfähig sind, andere zu lieben, aber sie sind auch nicht fähig, sich selbst zu lieben. (73)
Vom Standpunkt der paradoxen Logik aus ist nicht das Denken, sondern das Handeln das wichtigste im Leben (91)
Kein objektiver Beobachter unseres westlichen Lebens kann bezweifeln, dass die Liebe – die Nächstenliebe, die Mutterliebe und die erotische Liebe – bei uns eine relativ seltene Erscheinung ist und dass einige Formen der Psyeudoliebe an ihre Stelle getreten sind, bei denen es sich in Wirklichkeit um ebenso viele Formen des Verfalls der Liebe handelt. (95)
Der moderne Mensch kommt tatsächlich dem Bilde nahe, das Aldous Huxley in seinem Roman Brave New World (1946) beschreibt: Er ist gut genährt, gut gekleidet und sexuell befriedigt, aber ohne Selbst und steht nur in einem höchst oberflächlichen Kontakt mit seinen Mitmenschen. Dabei wird er von Devisen geleitet, die Huxley treffend formuliert hat: „Wenn er einzelne fühlt, wird die Gesellschaft von Schwindel erfasst.“. Oder: 2Verschiebe ein Vergnügen ne auf morgen, wenn du es heute haben kannst.“ Oder die Krone von allem: „Heutzutage ist jeder glücklich.“ Des Menschen Glück besteht darin, „seinen Spaß zu haben.“ Und man hat seinen Spaß, wenn man sich Gebrauchsgüter, Bilder, Essen, Trinken, Zigaretten, Bücher und Filme „einverleibt“, indem man alles konsumiert, alles verschlingt. Die Welt st nur noch da zur Befriedigung unseres Appetits, sie ist ein riesiger Apfel, eine riesige Flasche, eine riesige Brust, und wir sind die Säuglinge, die ewig auf etwas warten, ewig auf etwas hoffen und ewig enttäuscht werden. Unser Charakter ist darauf eingestellt, zu tauschen und Dinge in Empfang zu nehmen, zu handeln und zu konsumieren. Alles und jedes – geistige wie materielle Dinge – werden zu Objekten des Tausches und des Konsums. (99)
Man sollte meinen, für den modernen Menschen sei nichts leichter zu lernen als Disziplin. Verbringt er nicht täglich acht Stunden auf denkbar disziplinierte Weise bei einem Job, den er nach einer strengen Routine erlefigt? Tatsächlich jedoch zeigt der moderne Mensch außerhalb der Sphäre seiner Berufsarbeit nur äußerst wenig Selbstdisziplin. Wenn er nicht arbeitet, möchte er faulenzen und sich herumräkeln oder – etwas netter ausgedrückt – sich „entspannen“.... Ohne Disziplin aber wird das Leben zersplittert und chaotisch, und es fehlt an Konzentration.
Daß die Konzentration eine unumgängliche Vorbedimgung für die Meisterschaft in einer Kunst ist, bedarf kaum eines Beweises. Jeder, der jemals eine Kunst zu erlernen versuchte, weiß das. Trotzdem ist aber die Konzentrationnin unserer Kultur sogar noch seltener als die Selbstdisziplin. Ganz im Gegenteil führt unsere Kultur zu einer unkonzentrierten, zerstreuten Lebensweise, für die es kaum eine Parallele gibt. Man tut vielerlei gleichzeitig. Zu gleicher Zeit liest man, hört Radio, redet, raucht, isst und trinkt. ...
Eine dritte Voraussetzung ist die Gedult. Wiederum weiß jeder, der jemals eine Kunst zu meistern versuchte, dass man Geduld haben muss, wenn man etwas erreichen will. Wenn man auf rasche Erfolge aus ist, lernt man eine Kunst nie. ... Der moderne Mensch meint, er würde etwas verlieren – nämlich Zeit – wenn er nicht alles schnell erledigt; und dann weiß er nicht, was er mit der gewonnenen Zeit anfangen soll – und schlägt sie tot....
...
Schließlich gehört auch noch zu den Vorbedingungen für die Erlernung einer Kunst, dass es einem sehr wichtig ist, darin Meister zu werden….
...
man lernt anfangs eine Kunst nicht direkt, sondern sozusagen auf indirekte Weise. Man muss oft zuerst eine große Anzahl anderer Dinge lernen, die scheinbar nur wenig damit zu tun haben, bevor man mit der eigentlichen Kunst anfängt. (... Konzentration, Disziplin, Geduld, Hingabe)... Unsere gesamte Persönlichkeit muss zu einem Instrument zur Ausübung der Kunst werden und muss je nach den speziellen Funktionen, die es zu erfüllen gilt, in Form gehalten werden.... es muss praktisch geübt werden... (S.119-123)