Das Tipiprojekt
Ein handgearbeitetes partizipatorisches Urban Art/Street Art-Projekt
„Jeder nach seinem Muster, in seiner Farbe – lediglich das Maß (15 x 15 cm) ist vorgegeben.
Insgesamt besteht ein handgearbeitetes Tipi aus 1200 Einzelteilen, zusammengefügt gleichen die Quadrate sich untereinander aus, ergänzen, stützen sich.
Somit ist das Kunstprojekt (insgesamt 50 Tipis weltweit (https://www.ute-lennartz-lembeck.de/styled-17/) ein kommunikatives, intersubjektives Projekt.
Kulturelle und generationenübergreifende Unterschiede werden aufgehoben.
Es entsteht eine Dualität zwischen Objekt/Subjekt und die Fähigkeit zur Reflexion und Selbstreflexion.
Interessant ist, dass trotz fehlender Farbvorgabe immer ein Regenbogen entstehen kann, der in seiner Symbolik daran erinnert, dass jede Farbe, jede Nation der anderen gleichwertig sein kann und mit anderen ein Ganzes bilden soll, Gegensätze verbinden sich.
Insgesamt sind drei Tipis mit yarnbombing bruxelles/ Anne le Maignan entstanden, das Gendertipii (https://www.ute-lennartz-lembeck.de/styled-17/styled-37/) das Tipi für Sauti Kuu (https://www.ute-lennartz-lembeck.de/styled-17/styled-171/) das Tipi for Peace.
Das Tipi for Peace wird das letzte, das 50. sein.
( https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer?fbclid=IwAR1wcCxAe5c69dkPNX3XSFybvxM39qVraubi-xDDUXjNCR9c5TExVaKv448&mid=1a8HL4j-WgXl9J57tPpwSpEP-lACJnl4&ll=0%2C0&z=1 )
Das Tipi verweist auf uralte Traditionen, ist ein Ort der Gastfreundschaft, der Begegnung, der Zuflucht.
Ein Zelt steht auch für ‚auf dem Weg sein‘.
Man findet sie auf Campingplätzen, bei den Pfadfindern, bei Festen … oder sie dienen als Zufluchtsorte in Katastrophengebieten.
Geht man hinein, erlebt man etwas persönliches, ein Umfangensein, eine ruhige Stimmung, Geborgenheit – trotz Transparenz.
Der Innen- und Außenraum vermischen sich, der Außenraum wird bei Tageslicht nach innen ‚gefiltert‘, nachts strahlt das Tipi nach außen, mittags bietet es Schutz vor der Sonne usw. – jeder erlebt individuell.
Der Text, das Bild, entsteht mit dem Betrachtenden. Das Betrachten selbst wird zu einer Form des Herstellens, denn die BetrachterInnen werden sich auf ihre eigene Weise gegenüber der Darstellung verhalten, sie durch ihre Intensität erst hervorbringen.
Der Ort der Bilder ist das Subjekt.
Es gibt keinen Außerhalb, nur ein Mittendrin.
Hersteller und Betrachter treten in einen Beziehungsmodus ein, gegenseitige Schwingungen werden erzeigt.
Wenn Körper und Seele oder Mensch und Umwelt miteinander in Einklang gebracht werden, entsteht ein Resonanzraum.
Handarbeit
Urban-Knitting
Social-Art
Community-Art
Ein Kunstprojekt schafft einen günstigen Kontext für Kommunikation und Verständnis Realität zu reflektieren, interpretieren – erigene Praktiken zu entwickeln und die Aufhebung sozialer Ausgrenzung.
Urban Art, Yarmbombing… schaffen Netzwerke.
Partizipatorische Kunstprojetke entsprechen dem Bedürfnis nach kommunikativen Situationen und sozialen Beziehungen im Kontext der Sehnsucht, Kunst und Leben zu verbinden.
Die Entstehung eines Tipis kann als dynamisches System bezeichnet werden, das unter einer Regie strukturiert und vorgestellt werden kann.
Es kommt darauf an, das eine mit dem anderen zu verbinden und den Faden aufzunehmen.
Kunst kann öffnen, für Farben, Formen, sozial, ästhetisch, Verschiebungen aufzeigen, Möglichkeiten des Umgangs, transformieren.
Formen können anders angeschaut werden, zerlegen und andere Inhalte freigeben.
Nach Beuys: ‚Jeder Mensch ist ein Künstler‘, ist das Tipiprojekt ein kreativer Prozess, an dem alle Mitglieder der Gesellschaft teilhaben können.
Urban Knitting
Wie ein Ariadnefaden in die Öffentlichkeit gelegt, beteiligen sich hauptsächlich weibliche Aktivistinnen (aus sozialer Tradition) bekennen sich durch die Affinität zum Material zu Natürlichkeit und Nachhaltigkeit.
Maschen entstehen von analoger Hand, verknüpft zu einem Gewebe. Durch die Verbindung zum digitalen Cyberspace entsteht ein weltweites Netzwerk gleicher Ideen durch Partizipation und Arbeitsteilung bei gemeinsamen Projekten.
Dies verweist auf Charity, die Zukunft des Teilens.
Beim Stricken im öffentlichen Raum kontrastiert Hartes mit Weichen, die Zweckmäßigkeit eines Strickwerks wird durch Ästhetik (gr. aisthésis) ersetzt und betont Wahrnehmung und Empfindung. Die Innen- und Außenwelt werden durchlässiger, genau wie Privatheit und Öffentlichkeit.
Stricken im öffentlichen Raum ist eine Form der Selbstmitteilung, eine der es auch um eine Verortung historischen und kulturellen Erbes geht.
Verschiedene Menschen beteiligen sich an der Kunst des Selbermachens und Loslassens (es wird hergestellt, angebracht und danach dem Rezipienten überlassen), bringen so in immer sterilere Lebensräume Lebendigkeit und Individualität.
Diese Sprache wird international verstanden, das ‚critical crafting‘ stellt sich als Kunstwerk an sich dar.
Allgemeine Anmerkungen
Leben kommt auf die Qualität der Weltbeziehung an, die Art und Weise, wie wir als Subjekte Welt erfahren und wir zur Welt Stellung nehmen, auf die Qualität der Weltaneignung.
Während der französischen Revolution (1789) unterstützen die Sanscoulettes den Sturz der politischen Gironde.
Die Tricoteusen (allgemeine Bezeichnung für radikale Revolutionärinnen) kämpften für Gleichberechtigung.
Vor mehr als 100 Jahre kämpften die Sufragetten in England, mit der Herstellung politischer Protestbanner, für das Wahlrecht der Frauen.
Textile Handarbeiten können als Felder sozialer, politischer und ökonomischer Frauenpartizipation interpretiert werden.
Die Verwendung textilen Materials schafft eine Verbindung zur Occupybewegung. Im Mittelpunkt steht das Do-it-yourself-Prinzip, das eigene Aktivwerden, durch lokale und globale Proteste. Bürger fordern Gestaltungsrechte für ihre Stadt ein.
Je stärker sich Teile des Lebens ins Reich des Digitalen verlagern, umso größer scheint das Bedürfnis zu werden, nach jener ‚Kraft der Intersubjetivität‘ von der Jürgen Habermas spricht und die auch nicht zuletzt eine körperliche ist.
Der Moment, der aus dem Nutzer einen Rezipienten macht, kann die Psychologie des Öffentlichen zur Intersubjektivität wandeln.
Die Bereitschaft, sich zu ungewohnten Spielformen des Öffentlichen zu verabreden, scheint deutlich zu wachsen.