Konzept
Das ‚Bestricken’ der Fähren geschieht in Gemeinschaftsarbeit, über 111 Mitstrickende haben ihr Interesse am gesamten Projekt bekundet und sich am 15. August (des offiziellen Beginns) in die vier Gruppen verteilt, ihre Daten ausgetauscht, sich auf verschiedenen Wegen ‚vernetzt’.
Um eine weitere Ebene/Vernetzung zu schaffen, sammle ich ‚Wünsche’ von jedem der sich beteiligen möchte, die mir gesagt oder geschrieben werden, die von überall her kommen können.
Weltweit gepostet erhoffe ich mir eine entsprechend internationale Reaktion. Die Wünsche werden von mir auf Wollstreifen handgearbeitet, als Foto zurück zum ‚Wünschenden’ geschickt und real bei der Montage zur nächsten ART Basel im Juni 2013 an den Stegen und, je nach Ausmaß, darüber hinaus angebracht. Symbolisch bringt die Fähre sie von einem Ufer zum anderen....
Für mich persönlich ist es zudem interessant, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, die verschiedenen Ebenen zu hinterfragen (das Herstellen, das verbindenden Charakter hat, das Erscheinungsbild, das erfreut und auch unterbewusst beim Betrachter auf verschiedene Ebenen verweist , das Haptische und das ganz persönliche Empfinden, je nach Betrachtungsweise), die Jahrhunderte alte Tradition der Handarbeit, die sich zur öffentlichen Kunstform ausweitet, die Dynamik, die das Thema hat...
Tradition mit der Entwicklung der Kultur in Verbindung setzen, Persönliches mit Gesamtgesellschaftlichem, Haptisches mit Visuellem, Medienberichterstattung und Vernetzung mit persönlichem Erleben, Mobilität. Handgefertigtes in Bezug zur industriellen Herstellung, die Nutzung unterschiedlicher Materialien in verschiedenen Kontexten, das ‚Menschliche‘ ... im Grunde das ganze „Gewebe“. Es gibt viele Menschen, in diesem Fall hauptsächlich Frauen, die ein großes Interesse an der persönlichen Verortung im öffentlichen Raum zu haben scheinen.
Strickgraffiti und die Einladung, dass sich wirklich jeder beteiligen kann, bietet eine wunderbare Gelegenheit , auch wiederum durch den Verweis auf Wärmendes, dieses für viele Menschen zu einer schönen, anregenden und vielleicht auch nährenden Erfahrung zu machen.
Es scheint ein gesellschaftliches Anliegen zu sein, es scheint eine Sehnsucht zu bestehen, ein Gegensatz zur teils entpersonalisierten Lebensführung.
Vermutlich verweist diese Art der Kunst, an der jeder teilhaben kann, auch auf die Wichtigkeit einer entschleunigten, ganz privaten Wahrnehmung, die ansonsten kaum noch stattfindet.
Durch die hohe Medienwirksamkeit, soziale Medien und deren Vernetzungsmöglichkeiten, konnte eine Entwicklung entstehen, die sich immer mehr Gehör verschafft, oder gesehen , bestenfalls gefühlt wird.
Das Entwickeln und Präsentieren der persönlichen Handschrift, die genau das Tempo hat, das sie braucht, eben Handarbeit oder Schrift, die nur dann wiederum für andere lesbar ist, wenn die Buchstaben ausschrieben werden, das braucht eben Zeit, die aufgewendet und im ‚übertragenen/angebrachten’ Sinne wiederum geteilt wird – und gerade Zeit ist heute ein sehr wertvolles Gut.
Oder anders gesagt: aus einem Faden entsteht eine Masche, die Maschen, miteinander verknüpft, ergeben das Gewebe und dieses ist nur so tragfähig, wie das schwächste Glied. Es geht also darum, qualitativ zu arbeiten und dadurch nachhaltig zu wachsen (genau auch wieder das, was ein Strickwerk ausmacht) und in der persönlichen Interpretation auch (individuell) kreativ. Damit wäre man an dem Punkt, neue Wege zu schaffen und damit bei der Arbeit, oder dem Kunstbegriff des Urban Knitting.